Im Rahmen ihrer Magic Carpets Artist- Residency 2025 entwickelte Michelle Schmollgruber eine textile Arbeit für das Dokumentationsarchiv Migration Tirol (DAM), die die Fäden individueller Lebensgeschichten miteinander verknüpft.
Das gesamte ZeMiT-Team war eingeladen, persönliche Materialien zu spenden – Wolle, Garne, Stoffstreifen, Seile. Jedes Stück trägt Spuren seiner Herkunft, Fragmente von Erinnerungen, Geschichten von Bewegung. Die Geste des Auftrennens wird zum Akt des Loslassens, die des Knüpfens zur neuen Verankerung.
Knoten für Knoten – rund zweitausend Verbindungen – wuchs der Wandteppich zu einem vielstimmigen, farbigen Gewebe. Er erinnert an angeschwemmtes Treibgut, das das Meer zurücklässt: Bruchstücke, die sich zu einer neuen Gestalt fügen. In diesem Geflecht entsteht ein Bild von Migration: von Trennung und Verwandlung, vom Zusammenwirken vieler einzelner Linien, die ein neues Muster ergeben.
So wird das Wandobjekt zu einem kollektiven Erinnerungsstück – viele der Mitarbeiter:innen haben selbst eine Einwanderungsbiografie in ihrer Familie. Ein poetisches Geflecht aus biografischen Strängen und Handwerk, das das ZeMiT in seinem 40. Jubiläumsjahr auf einen neuen Abschnitt hin öffnet.
Kurz Biographie:
Michelle Schmollgruber (Innsbruck) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, die seit ihrer Jugend mit Fotografie arbeitet und heute textile Techniken, Performance und Bildkunst miteinander verbindet. Ihre Arbeiten sind handwerklich geerdet, konzeptuell klar und gesellschaftlich reflektiert – oft mit einem feministisch-sensiblen Blick. Während ihrer Residency arbeitet sie mit dem Dokumentationsarchiv Migration Tirol (DAM) zusammen. Durch eine langsame, prozesshafte Recherche verwandelt sie gesammelte Geschichten, Materialien und Artefakte in taktile Narrative, die intime wie gesellschaftlich engagierte Geschichten erzählen.
Ein künstlerisches Projekt im Rahmen von Magic Carpets EU Platform 2025 – „Just around the Corner“
Im Sommer und Herbst 2025 breitet sich in Wilten ein künstlerischer Teppich aus – ein Gewebe aus Stimmen, Gesten und Geschichten, das Kulturen verbindet und den Stadtteil als Fundament schmückt. Just around the Corner lädt dazu ein, Nachbarschaft neu zu denken: als Bühne, Labor, Begegnungs- und Möglichkeitsraum. Über zwei Monate hinweg entstehen in Workshops, Performances, Installationen und partizipativen Aktionen Arbeiten, die eng mit Bewohner:innen und Initiativen vor Ort verwoben sind.
Die eingeladenen Künstler:innen – Boris Bare (Zagreb), Street-Art-Künstler, Katharina Löffler (Innsbruck), Performance- und Tanzkünstlerin, Krater Fajan (Innsbruck), transdisziplinäres Architektur-Kollektiv, und Michelle Schmollgruber (Innsbruck), bildende Künstlerin – arbeiten mit unterschiedlichen Medien, aber mit einem gemeinsamen Fokus: Kunst als Werkzeug für Begegnung, kollektive Gestaltung, Nachbarschaft und gesellschaftliche Reflexion.
Just around the Corner versteht sich als Einladung an die Nachbarschaft, an die vielfältigen Communities und alle Generationen, mitzuwirken, mitzudenken und den gemeinsamen Stadtraum neu zu erleben. Im Zentrum stehen Themen wie Zusammenleben, öffentlicher Raum, Erinnerung, Migration und feministische Perspektiven. Die Residency eröffnet Räume, in denen unterschiedliche Stimmen hörbar werden, Alltagswissen auf künstlerische Experimente trifft und neue Formen des Miteinanders erprobt werden können.
Das Residency-Programm wird in enger Kooperation mit lokalen Partner:innen wie dem Stadtteiltreff Wilten (ISD Innsbruck), dem Dokumentationsarchiv Migration Tirol (DAM), der Ilse-Brühl-Mittelschule, sowie lokalen Handwerker:innen und Nachbar:innen umgesetzt. Gemeinsam entstehen Projekte, die unmittelbar im Stadtteil verankert sind und auf dessen spezifische Gegebenheiten eingehen.
Am 4. Oktober 2025 findet im Rahmen des Nachbarschaftsfests des Stadtteilzentrums Wilten eine öffentliche Abschlusspräsentation statt, die die vielfältigen künstlerischen Prozesse, Geschichten und Spuren im Stadtraum sichtbar macht.
Über MAgic Carpets Projekt:
Magic Carpets EU Platform verbindet sed 8 Jahren 17 europäische Kulturinstitutionen: Kaunas Biennial (Litauen), OPENART (Schweden), Lab852 (Kroatien), Tbilisi International Photo Festival (Georgien), Jam Factory Art Centre (Ukraine), Latitudo Art Projects (Italien), Wrocławski Instytut Kultury (Polen), IDEIAS EMERGENTES (Portugal), Fundatia META (Rumänien), New Theatre Institute of Latvia (Lettland), Novo Kulturno Naselje (Serbien), České Budějovice – Kulturhauptstadt 2028 (Tschechien), Unfinished Foundation (Malta), openspace.innsbruck (Österreich). Assoziierte Partner:innen: Centre Claude Cahun (Frankreich), Diyalog Derneği (Türkei), Folkestone Fringe (UK).
Österreichiche Vertretung: Verein Openspace Innsbruck in Zusammenarbeit mit Kulturmanagerin und Kuratorin Danijela Oberhofer Tonkovic.
Kuratiert von Danijela Oberhofer Tonkovic und Brigitte Egger.
Das Projekt wird gefördert durch Creative Europe der Europäischen Union, die Stadt Innsbruck, das Land Tirol und das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS).
Links:
https://magiccarpets.at/de/aktuelles
https://magiccarpets.eu